Blog: Wie mir KI meine Hobbies verdorben hat!

Wer mich kennt, weiß, ich bin ein Technik Fan, seit Kindesbeinen ( Mit 11 Jahren hatte ich meinen ersten Computer, einen Philips G7000, kurz darauf den C64 und etwas später den Commodore Amiga. Ich war besessen wenn es was neues gab. Lange bevor es das iPhone gab, liebte ich mein Sony Ericsson P800 mit Touchscreen und GUI plus Stift! So ging es weiter, ich muss hier ja jetzt nicht jedes Gerät aufzählen. Das Meiste, was wir heute hier so haben, war voraussehbar und ich konnte es kaum erwarten! All die tollen technischen Möglichkeiten die wir haben. Über die Schattenseiten bzw. die möglichen Gefahren für die Gesellschaft möchte ich hier nicht schreiben, sondern ich möchte einen ganz persönlichen Einblick geben der zeigt, wie mir KI meine Hobbies verdorben hat. Ich bin künstlerisch sehr aktiv in verschiedenen Gebieten. Sei es Grafik 2D/3D oder Musik und als ehemaliger Software Entwickler war ich auch codetechnisch unterwegs und habe mich da ausgelebt und ausgelaugt. Nachdem ich also wie wohl viele von uns die Möglichkeiten, die KI so bietet ausprobiert habe "Text to Image", "Codehilfe", "Text to Music", "Text to Video" usw., habe ich erkennen müssen, dass mich das im Grunde genommen zwar fasziniert, aber auch nervt.

Denn wozu soll ich mir noch stunden für ein Bild nehmen, wenn ich doch einfach via "Text to Image" und dann dieses Bild via "Image to Video" animieren kann. Warum soll ich mir noch Zeit nehmen in Blender3D ein Objekt zusammen zu schustern wenn es doch bereits KI Plugins gibt die mir aus einem Text ein Objekt meiner Wahl basteln. Warum soll ich mir noch die Zeit nehmen für ein Game das ich mit Hilfe von KI Co Pilot Coding erstelle die Titel und Hintergrund Musik zu komponieren, wenn ich doch einfach nur via KI den genau passenden Sound erstellen lassen kann während ich mein Kaffee schlürfe. Kurz gesagt meine Kreativität die ich doch so sehr mochte und die ein Teil von mir und meiner Persönlichkeit ist, wird plötzlich obsolet. Das mag für Firmen zwar toll sein, man spart eine Menge an Zeit und hat den höheren Output, kann mehr in weniger Zeit erreichen. Doch für Menschen wie mich, die es liebten, die sich damit identifizierten kreativ zu sein, es als Stück Persönlichkeit betrachteten ist das nicht so einfach. Man kommt sich wie ein Idiot vor, wenn man vorher eine Woche verbracht hat um die Musik im Titelscreen des Games zu erstellen an dem man gute 2 Jahre verbracht hat um es zu coden, zu designen, die Grafiken zu gestalten, denn all das, ist nun innert Minuten möglich. Die Kreativität, die einem so erfüllte, ist plötzlich nichts mehr wert. Auch mein momentaner Job bei Sandstorm ist davon betroffen. Denn mittlerweile kann man sich auch nicht mehr sicher sein, ob die Arbeiten die man reviewen soll nicht auch mit Hilfe von KI entstanden sind. Die Menschliche Kreativität verliert immer mehr zugunsten von hohem Output an Bedeutung. 

Wie lange hätte ich wohl ohne KI für diese Sequenz gebraucht? (Test)

Gerade vor ein paar Tagen dachte ich mir, ich könne doch wieder mal ein bisschen Musik machen, weil mir das früher immer viel gegeben hat. Ich hatte mehrere Synthesizer und auch auch mit Programmen, sogenannten DAWs (Digital Audio Workstations) machte ich Musik. Aber als ich dann so angefangen habe , Spur für Spur, (Bass, Drum, Lead usw.), Effekt für Effekt (zB: Reverb) da merkte ich, wieder, was für eine Heidenarbeit da eigentlich dahinter steckt und ich kam mir wirklich komisch vor, im Wissen dass ich einen ähnlichen Sound innert 1-2 Minuten produzieren könnte mit Hilfe von KI und ich verlor die Lust weiter meine Lebenszeit zu investieren für einen Song, für den ich im Moment eigentlich keine Verwendung hatte. Ich wollte nur meinen Spaß und den hat mir KI genommen und zwar nicht nur bei der Musik, sondern auch bei 3D Objekten, 2D Bilder Erstellung und vielem mehr. Denn plötzlich bin ich im Stande innert 1 Minute K-Pop Songs oder Deutschrap inklusive Sänger(in) via KI erstellen zu lassen. Warum sollte ich also 1 Woche in ein nur instrumentales Lied für den Titelscreen eines Spiels das der Spieler eventuell in 2Sekunden wegdrückt, investieren? 

Für mich persönlich hinterlässt KI gestützte Kreativität einen komischen Nachgeschmack. So sehr ich das ganze auch als Tech-Nerd cool finde. So sehr ich auch gerne damit rumspiele und im Grunde genommen die Hilfe die sich einem in diesen Themen bietet, so sehr gurkt es mich ehrlich gesagt an, weil ich mich irgendwie in meiner kreativen Ausdrucksweise unterdrückt fühle!

Wer diesen Text liest und es vielleicht nicht nachvollziehen kann, weil für ihn oder sie Kreativität nicht den selben Wert hat wie für mich, der mag mir entgegnen, ich solle es doch einfach nicht nutzen! Wer zwingt mich KI gestützte Kreativität zu nutzen? Niemand ich weiß, ich könnte genauso weiter machen wie bis anhin. Stunden, Tage, Wochen, Monate mit Arbeiten verbringen wie all die Jahre vorher auch. Aber wie bescheuert kommt man sich da vor, wenn man weiß, man kriegt die selben oder sogar noch bessere Ergebnisse innert Minuten zustande?! Wie blöd muss man sein seine Lebenszeit zu verbraten für etwas, was dann schlussendlich vermutlich nicht mal als wertvolle geistige Schöpfung erkannt wird, weil sowieso jeder davon ausgeht, dass man KI dafür benutzte und es so seinen Wert verliert! Kunst als Wert, hat verloren. Kunst als Unterhaltungsprodukt , maschinell hergestellt ohne menschlich schöpferischen Wert ist das neue Mass der Dinge und das ist schade.

Robo Gogh Cop (Van Gogh Design)

Abschließend möchte ich trotzdem sagen, dass diese Entwicklung nichts Schlechtes im Gesamten ist. Die Gesellschaft, die Arbeitswelt, Firmen und die Unterhaltungsindustrie werden rein technisch gesehen zu 100% davon profitieren! Wir als Kunden von Unterhaltung definitiv auch! Aber der Mensch, für den Kreativität im Leben einen hohen Stellenwert hatt(e), für den brechen depressive Phasen an, bis wir gelernt haben diese Werkzeuge zur Maximierung unserer Kreativität einzusetzen. Aber im Moment fühlt es sich eher so an, einen 100m Lauf als 53 Jähriger alter fetter Sack gegen einen sportlichen jungen Athleten von 21 Jahren anzutreten und zu sehen, wie er einem nicht nur überholt, sondern sogar überrannt!


Wie sind eure Erfahrungen so? Die Kommentarspalte ist offen!

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